Beendigung des Schutzes

Jeglicher Schutzstatus kann nachträglich wieder entfallen. Dies betrifft also sowohl die Asylberechtigung und den internationalen Schutz als auch nationale Abschiebungsverbote. Die Schutzberechtigung kann erlöschen oder widerrufen bzw. zurückgenommen werden.

Erlöschen

Nur die Asylberechtigung und die Flüchtlingsanerkennung können laut § 72 AsylG erlöschen, wenn die betroffene Person eindeutig, freiwillig und schriftlich gegenüber dem BAMF auf den Schutzstatus verzichtet, oder wenn die Person die deutsche Staatsangehörigkeit erwirbt. In diesen Fällen erlischt der Schutzstatus automatisch per Gesetz; die Ausländerbehörde stellt das Erlöschen lediglich fest und fordert die betroffene Person dazu auf, ihren Anerkennungsbescheid und den Reiseausweis für Flüchtlinge abzugeben. 

Widerruf und Rücknahme

Der in Deutschland gewährte Schutz kann unter bestimmten Voraussetzungen auch wieder aberkannt werden (siehe §§ 73 ff. AsylG). Dies geschieht dann im Rahmen eines Widerrufs oder einer Rücknahme.

Die zuerkannte Schutzberechtigung wird widerrufen, wenn sie ursprünglich richtigerweise gewährt wurde, die Voraussetzungen für sie aber nicht mehr vorliegen, etwa weil die betroffene Person ohne Gefahr wieder in ihr Heimatland zurückkehren kann.

Darüber hinaus ist bei allen Schutzstatus jederzeit auch ein anlassbezogener Widerruf möglich, sofern die Voraussetzungen für die Schutzberechtigung nicht mehr vorliegen. Das kann sein, wenn sich die Verhältnisse im Herkunftsland so grundlegend und dauerhaft geändert haben, dass die im Asylverfahren geltend gemacht Fluchtgründe nicht mehr bestehen. Auch die Beantragung von Familienschutz oder Familiennachzug stellt regelmäßig einen Anlass für das BAMF dar, seine Entscheidung zu überprüfen und auch die vorübergehende Rückkehr in das Herkunftsland kann hierzu führen.

Sie wird dagegen zurückgenommen, wenn die Schutzgewährung ursprünglich fehlerhaft erfolgte, also auf unrichtigen Angaben oder dem Verschweigen wesentlicher Tatsachen beruhte.

Im Rahmen der Prüfung hat das BAMF ein gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren einzuhalten und muss den betroffenen Personen die Gelegenheit geben, sich schriftlich zu äußern und gegebenenfalls Gründe vorzutragen, die einem Widerruf entgegenstehen. Das BAMF hat über die Widerrufsprüfung hinaus von sich aus umfassend darüber zu entscheiden, ob andere Gründe einer Abschiebung im konkreten Fall entgegenstehen (z.B. nationale Abschiebungsverbote).

Entscheidet das BAMF auf Widerruf oder Rücknahme, hat die betroffene Person zwei Wochen nach Zustellung des Bescheids um dagegen zu klagen. Diese Klage hat in den meisten Fällen aufschiebende Wirkung.

Wurde die Schutzzuerkennung widerrufen oder zurückgenommen, hat im Folgenden die Ausländerbehörde zu prüfen, ob auch der Aufenthaltstitel widerrufen werden kann. Betroffene Personen können auch aus anderen Gründen noch ein Bleiberecht haben.

Stand: Februar 2023

Materialien

  • Broschüre des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg zum Thema "Widerruf, Rücknahme und Erlöschen des Schutzstatus" (Stand: November 2021)
  • Praxishinweise zu Widerrufs- und Rücknahme der Flüchtlingsräte Thüringen und Niedersachsen (Stand: November 2019).
  • Arbeitshilfe des Paritätischen Gesamtverbands zu Widerruf, Rücknahme und Erlöschen des Schutzstatus (Stand: Oktober 2019).
  • Hinweise der GGUA Flüchtlingshilfe zur Einführung von Mitwirkungspflichten im Widerrufsverfahren durch das "Dritte Gesetz zur Änderung des Asylgesetzes" (Stand: Dezember 2018).
  • Beitrag von Hubert Heinhold im Asylmagazin: Gesprächseinladung und Identitätsüberprüfung bei anerkannten Flüchtlingen - Hinweise zum Verfahren des Widerrufs und der Rücknahme von Anerkennungsentscheidungen (Stand: Juni 2018).
  • Leitfaden zum Flüchtlingsrecht von Kirsten Eichler (Stand: Dezember 2019).
  • BAMF-Dienstanweisungen Asyl (DA) unter den Stichworten „Erlöschen der Rechtsstellung gem. § 72 AsylG“ sowie „Widerruf/Rücknahme“ (Stand: Januar 2023).
  • weitere Materialien

Links

  • Link zum Handbook Germany zum Thema Widerruf des Schutzstatus.

Bitte beachten:

Aufgrund vielfältiger Gesetzesänderungen können einzelne Arbeitshilfen in Teilen nicht mehr aktuell sein. Wir bemühen uns, so schnell wie möglich eine aktualisierte Version zu verlinken. Bis dahin bitten wir Sie, auf das Datum der Publikation zu achten und zu überprüfen, ob die Informationen noch korrekt sind.