Destatis: Bevölkerung im Erwerbsalter wird trotz Zuwanderung schrumpfen

Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat die Ergebnisse einer aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung vorgestellt. Demnach werde die Zahl der Menschen im Erwerbsalter in Deutschland in den nächsten Jahren und Jahrzehnten trotz Zuwanderung abnehmen. Vom Rückgang werde der Osten Deutschlands stärker betroffen sein als die westdeutschen Bundesländer.

Entwicklung der Bevölkerung im Erwerbsalter

Zum Jahresende 2022 lebten laut Destatis in Deutschland 51,4 Millionen Menschen im Erwerbsalter (zwischen 18 und 64 Jahren). Da über 50% von ihnen aber 45 Jahre und älter seien, würden sie in den kommenden 20 Jahren aus dem Erwerbsalter ausscheiden. Ohne Zuwanderung würde das Erwerbspersonenpotenzial somit laut einer Modellrechnung bis zum Jahr 2040 um rund 9 Millionen Menschen (17,5%) schrumpfen. Um diese Verluste abzufangen, müssten zwischen 2022 und 2040 jährlich etwa 490.000 Menschen im Erwerbsalter zuwandern – und dies per Saldo, also in Form von "Nettozuwanderung", die nach Abzug der Fortzüge aus Deutschland zu verzeichnen wäre. In den unterschiedlichen Szenarien, die Destatis für die voraussichtliche Nettozuwanderung der kommenden Jahrzehnte entwickelt hat (s.u.), wird diese Zahl nicht erreicht. Entsprechend kommt das Amt zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Menschen im Erwerbsalter deutschlandweit in den nächsten Jahrzehnten aller Voraussicht nach abnehmen wird. Die Entwicklung fällt laut der Prognose dabei regional stark unterschiedlich aus:

  • In den ostdeutschen Bundesländern (ohne Berlin) lebten derzeit rund 7.2 Mio. Menschen im Erwerbsalter. In den nächsten 20 Jahren werde diese Zahl laut der Prognose auch bei hoher Zuwanderung um 8% (560.000 Personen) zurückgehen, bei relativ niedriger Zuwanderung sei ein Rückgang um 16% (1,2 Mio. Personen) zu erwarten.
  • In Westdeutschland könnte die Zahl der Menschen im Erwerbsalter bei hoher Zuwanderung im selben Zeitraum nur leicht um 2% sinken (680 000 Personen), bei relativ niedriger Zuwanderung würde der Rückgang 11% (4,7 Mio. Personen) betragen.
  • Berlin könnte bei hoher Zuwanderung in den nächsten 20 Jahren eine Zunahme von Menschen im Erwerbsalter um bis zu 14% verzeichnen, bei relativ niedriger Zuwanderung wäre auch hier ein leichter Rückgang um 1% zu erwarten.

Ein wesentlicher Grund für die unterschiedlichen Entwicklung in den Regionen ist die Altersstruktur der Bevölkerung. Diese ist in den ostdeutschen Bundesländern laut Destatis noch immer vom Einbruch der Geburtenraten und der Abwanderung nach 1990 geprägt. Entsprechend falle der zu erwartende Rückgang bei der Bevölkerung im Erwerbsalter hier besonders hoch aus und könne selbst durch eine vergleichsweise hohe Zuwanderung nicht kompensiert werden. Dies gelte trotz des Umstands, dass die Abwanderung aus den ostdeutschen Bundesländern gen Westen mittlerweile gestoppt sei und sich seit dem Jahr 2017 sogar umgekehrt habe. Seitdem seien mehr Menschen von West- nach Ostdeutschland umgezogen als umgekehrt und dabei handele es sich überwiegend um Personen im Erwerbsalter.

 

Szenarien für die Entwicklung der Zuwanderung

Den Prognosen hat Destatis die drei unterschiedlichen Szenarien einer "relativ niedrigen", einer "moderaten" und einer "hohen" Zuwanderung zugrunde gelegt: Dabei werde jeweils davon ausgegangen, dass sich der Wanderungssaldo (also die Differenz zwischen Zu- und Abwanderung) nach dem ungewöhnlichen Höhepunkt des Jahres 2022 zunächst wieder rückläufig entwickeln werde und mittelfristig ähnliche Werte erreichen werde wie in frühreren Jahren. Aufgrund der Erfahrungen des letzten Jahrzehnts werde aber insgesamt eine höhere Nettozuwanderung prognostiziert als bei früheren Berechnungen: Beim Szenario der "relativ niedrigen" Zuwanderung werde nun davon ausgegangen, dass das Wanderungssaldo in den nächsten Jahrzehnten im Durchschnitt bei 183.000 Personen pro Jahr liegen werde, beim "moderaten" Szenario wären es 293.000 Personen und beim Szenario einer "hohen" Zuwanderung läge die Nettozuwanderung bei jährlich 402.000 Menschen.

Die von Destatis vorgestellten Zahlen wurden auf Basis der Bevölkerungsfortschreibung des Jahres 2022 und der "koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung" für das Jahr 2043 erstellt. Detaillierte Hinweise zur Methodik sowie zu den Faktoren, die in die Modellrechnungen einbezogen wurden (neben dem Wanderungssaldo sind dies die Geburtenzahlen und die Lebenserwartung), sind unter dem unten angegebenen Link zu finden.


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