Professorinnen und Professoren von neun Hochschulen haben erstmals spezifische Standards für die Flüchtlingssozialarbeit formuliert. Veröffentlicht wurden sie in deutscher und englischer Sprache von der Alice Salomon Hochschule Berlin.
In der Präambel heißt es:
"Aktuell, in Zeiten fortgeschrittener Globalisierung, ist Soziale Arbeit zunehmend gefragt, auch diejenigen zu unterstützen, die sich nicht auf Bürger_innenrechte berufen können, die von einem Teil der Leistungen des Sozialstaates ausgeschlossen sind oder die ihre Abschiebung befürchten müssen.(...) Die praktische Tätigkeit ist – gerade in Gemeinschaftsunterkünften – dadurch erschwert, dass Sozialarbeiter_innen meist in schlecht ausgestatteten, unklar geregelten und konzeptionell kaum entwickelten Settings agieren. In der Folge besteht zwischen dem, was fachlich und professionsethisch geboten ist, und dem, was rechtlich sowie praktisch nahe gelegt wird, eine große Diskrepanz."
Ausgehend von einer ethischen und fachlichen Begründung des Mandats der Sozialen Arbeit befassen sich die Autorinnen und Autoren zunächst mit den Bedingungen in den Gemeinschaftsunterkünften und stellen eine mangelhafte materielle Basis und Überlastung als "besonders eklatante Probleme" fest. Auf Erwartungen bzw. Arbeitsaufträge, die den Grundsätzen der Sozialarbeit wiedersprechen, wird gesondert eingegangen. Hier fordert das Papier dazu auf, sich beispielsweise der Beteiligung an Abschiebungen im Sinne der Berufsethik zu verweigern.
Im Anschluss daran werden vor dem Hintergrund der allgemeinen Ziele der Sozialen Arbeit die Standards sozialer Arbeit in Gemeinschaftsunterkünften für folgende Bereiche formuliert:
- Konzeptionelle Anforderungen, fachliche Qualifikationen und Ausstattung
- Beschäftigungsbedingungen von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in Gemeinschaftsunterkünften
- Professionelle Kompetenzen für Soziale Arbeit in Gemeinschaftsunterkünften
Das Positionspapier wird u.a. von der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) und dem Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge (BUMF) unterstützt.