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Zweiter Band des Handbuchs zur Glaubhaftigkeitsprüfung im Asylverfahren

Das Ungarische Helsinki Komitee hat den zweiten Band des Handbuchs "Credibility Assessment in Asylum Procedures" veröffentlicht. Der neue Band des Trainingshandbuchs beschäftigt sich u.a. mit der Prüfung von Glaubhaftigkeit im Zusammenhang mit sexueller Orientierung sowie bei Minderjährigen.

Das Trainingshandbuch richtet sich an Praktikerinnen und Praktiker, die mit Fragen der Glaubhaftigkeit von Aussagen Asylsuchender konfrontiert werden. Laut der Einführung zum Handbuch haben verschiedene Studien gezeigt, dass Zweifel an der Glaubhaftigkeit der häufigste Grund für die Ablehnung von Asylanträgen bzw. Rechtsmitteln im Asylverfahren sind. Dabei fehle es aber weitgehend an Konzepten dafür, wie Glaubhaftigkeit definiert und beurteilt werden soll: Entscheidungen darüber, ob Aussagen von Asylsuchenden als glaubhaft eingestuft werden oder nicht, würden häufig "aus dem Bauch heraus", also intuitiv und unsystematisch getroffen. Häufig ignoriert würden dabei sowohl einschlägige Verfahrensgarantien als auch wissenschaftliche Erkenntnisse über Faktoren, die die Kommunikation im Asylverfahren erschweren und die die Aussagen von Asylsuchenden verzerren können. Hierzu zählen sowohl Erkenntnisse über das menschliche Erinnerungsvermögen als auch Wissen über die Art und Weise, wie Traumata sowie interkulturelle, linguistische und Gender-Faktoren den Kommunikationsprozess beeinflussen können.

Um diesen Problemen zu begegnen, wurden im Rahmen des Projektes "CREDO" (Building Credibility - Supporting EU-wide addess to know-how on objective credibility) verschiedene Materialien erarbeitet. Dazu zählen die UNHCR-Studie "Beyond Proof" zur Praxis der Glaubhaftigkeitsprüfung in verschiedenen europäischen Staaten sowie der ebenfalls von UNHCR veröffentlichte Bericht "The Heart of the Matter", in dem es um die Einschätzung der Glaubhaftigkeit in Asylverfahren von Minderjährigen geht. Das Projekt wird federführend vom Ungarischen Helsinki-Komitee (HHC) geleitet. Projektpartner sind UNHCR, die International Association of Refugee Law Judges (IARLJ) und Asylum Aid (UK).

Wie im 2013 erschienenen ersten Band des Handbuchs werden auch im jetzt erschienenen zweiten Teil Hintergrundinformationen zum Thema mit zahlreichen praktischen Übungen verknüpft. Die einzelnen Schulungsmodule behandeln dabei die folgenden Themen:

  • Die Bewertung von Glaubhaftigkeit in einem multilingualen Kontext;
  • Gender und die Bewertung von Glaubhaftigkeit;
  • Asylanträge, die mit sexueller Orientierung oder Gender-Identität begründet werden;
  • Bewertung von Glaubhaftigkeit in Asylverfahren von Minderjährigen.

Das Handbuch des ungarischen Helsinki Komitees ist in englischer Sprache abrufbar beim ecoi.net-Blog.